1. Himmelsquartal - Volkssternwarte Langwedel

Northern Lights
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Das erste Himmelsquartal 2024
 
Quadrantiden mit 110 Objekten pro Stunde / Komet 12P/Pons-Brooks kurz vor Perihel

Sternhimmel
Bei Einbruch der Dunkelheit empfängt uns nun wieder hoch im südlichen Meridian der eindrucksvolle Himmelsjäger Orion mit seinen drei Gürtelsternen und seinen beiden hellen Sternen Beteigeuze und Rigel. Östlich und südöstlich wird er bei der Jagd vom Kleinen und Großen Hund begleitet. Zu seinen Füßen finden wir an einem dunklen Beobachtungsplatz das unscheinbare Sternbild des Hasen. Nördlich und fast im Zenit erkennt man die Sternbilder Stier mit dem roten Hauptstern Aldebaran und den Fuhrmann mit der hellen Kapella. Nordöstlich vom Orion ist auch das auffällige Sternbild der Zwillinge mit den beiden hellen Sternen Kastor und Pollux zu sehen. Die Sterne dieser Sternbilder Rigel (Orion), Sirius (Großer Hund), Procyon (Kleiner Hund), Pollux (Zwillinge), Kapella (Fuhrmann) und Aldebaran (Stier) bilden die große Konstellation des sogenannten „Wintersechsecks“. Die klassischen Sternbilder des vergangenen Herbst – Pegasus, Andromeda, Fische und Walfisch - sind mittlerweile weit in den Westhimmel gewandert und können nur noch früh am Abend beobachtet werden. Am Osthimmel können wir bereits die ersten Vorboten des kommenden Frühlings erkennen. Allen voran das Sternbild Löwe mit seinem Hauptstern Regulus. Der Große Wagen (Bärin) beginnt nun wieder mit dem Aufstieg in Richtung Zenit. Das Himmels-W Kassiopeia (Werder-W) wandert nun wieder mit großen Schritten Richtung Nordhorizont. Web-Stellarium
Der Mond - Geheimnisvoller Begleiter unserer Erde
Meteore
Bis 10. Januar wird dieser spektakuläre Sternhimmel von den Sternschnuppen der Quadrantiden verziert, die ihr Maximum am 4. Januar haben werden. Ihren Ausstrahlungspunkt (Radiant) haben sie im Sternbild Bootes. Ihren Namen haben sie vom ehemaligen Sternbild Mauerquadrant, welches sich im Bereich des heutigen Sternbildes Bootes befand. Bis zu 110 Objekte pro Stunde werden unter guten Bedingungen sichtbar sein, die mit einer Eintrittsgeschwindigkeit von 30 km/s recht langsame Objekte sind. Ihren Ursprung haben sie im Kometen 96P/Machholz und dem Asteroiden 2003 EH1.

Planeten
Bis Anfang März wird unser Nachbarplanet Venus noch als „Morgenstern“ sichtbar sein. Ihre Helligkeit wird hierbei -3m9 betragen und ihr scheinbarer Durchmesser verringert sich in dieser Zeit von 14,4“ auf 11“ wobei sich der beleuchtete Teil von 78% auf 92% vergrößert. Ende Januar wird sie 204 Millionen Kilometer von uns entfernt sein.
Ab 15. März bis Ende März wird es dann zu einer besonders guten Abendsichtbarkeit des sonnennächsten Planeten Merkur kommen. Der Götterbote wird mit 18°42´ Abstand von der Sonne seine größte östliche Elongation haben. Im Sichtbarkeitszeitraum wird seine Helligkeit bedingt durch die geringer werdende Beleuchtung von -1m1 auf 1m1 abnehmen. Sein scheinbarer Durchmesser wird im gleichen Zeitraum von 5,8“ auf 9,0“ zunehmen, da er sich auf uns zubewegt und am 12. April während seiner unteren Konjunktion zwischen uns und der Sonne hindurchwandert. Vorher wird er aber am 23. März mit einem scheinbaren Durchmesser von 7,1“ in seiner Dichotomie (Halbphase) stehen.

Planetoiden
Drei Kleinplaneten werden im ersten Quartal 2024 ihre Opposition mit einer Helligkeit von mindestens 10m0 erreichen. Den Anfang macht (354) Eleonora am 20. Januar im Kleinen Hund. Dieser 155 Kilometer große Planetoid wandert einmal in 4,7 Jahren um die Sonne und wurde am 17. Januar 1893 von Auguste Charlois in Nizza entdeckt. Am 3. März wird diese Position dann (3) Juno im Sternbild Löwe erreichen. Sie wurde am 1. September 1804 von von Karl Ludwig Harding in Lilienthal entdeckt und benötigt mit einem Durchmesser von 257 Kilometer 4,36 Jahre einmal um die Sonne. Benannt wurde sie nach der römischen Göttin der Geburt, Ehe und Fürsorge und war die Frau von Jupiter. (23) Thalia wird am 12. März ebenfalls im Sternbild Löwe in Opposition stehen. Mit einem Durchmesser von 108 Kilometer benötigt sie 4,3 Jahre einmal um die Sonne. Sie wurde am 15. Dezember 1852 von John R. Hind am George-Bishop-Observatorium entdeckt und nach der Muse der Dichtung und Unterhaltung benannt. Alle für die Auffindung der Kleinplaneten wichtigen Daten habe ich in Tabelle 1 zusammengestellt.

Tabelle 1: Daten der im Text beschriebenen Planetoiden
Planetoid
Datum
RA
Dekl.
Mag.
Konst.
(3) Juno


 (23) Thalia


(354) Eleonora
25.02.
01.03.
05.03.
05.03.
10.03.
15.03.
15.01.
20.01.
25.01.
11h02m
10h58m
10h55m
12h05m
12h00m
11h56m
07h58m
07h54m
07h49m
+02°55´
+03°45´
+04°26´
+19°24´
+19°48´
+20°05´
+08°27´
+09°16´
+10°07´
8m8
8m6
8m6
9m7
9m7
9m7
9m5
9m5
9m5
Leo
Leo
Leo
Com
Com
Leo
CMi
CMi
CMi
Kometen
 
Der periodische Komet 12P/Pons-Brooks wird am 21. April im Sternbild Stier mit einer Helligkeit von 4m5 sein Perihel durchlaufen. Vorher wird man ihn von Januar bis April durch die Sternbilder Schwan, Eidechse, Andromeda und Fische wandern sehen (siehe Abb.1). Leider ist er nur vor dem Perihel sichtbar und wird für uns maximal 5m0 erreichen. Danach wird er am Südhimmel verschwinden. In der Nacht vom 22. auf den 23. März zieht er in einem Abstand von rund 3° südlich an der Dreiecksgalaxie M 33 vorbei! Je nach Entwicklung streicht sein Schweif hierbei „über“ die Galaxie. Am 13. März ergibt sich eine günstige Konstellation, die man mit einer Vollformatkamera und einem 100mm Objektiv fotografieren kann. Der Andromedanebel M 31, die Dreiecksgalaxie M 33 und Komet 12P/Pons-Brooks stehen dann in einem Bildfeld! Ab dem 15. Februar kann er im Sternbild Eidechse abends am Westhimmel mit einer Helligkeit von etwa 8m5 aufgespürt werden. Im Juli 1812 wurde er von Jean-Louis Pons entdeckt und nach Bahnstörungen erst im Jahre 1883 von William R. Brooks wiederentdeckt. Er benötigt 71,3 Jahre einmal um die Sonne. Seine Bahn ist 74,2° gegen die Ekliptik geneigt und deswegen nach seinem Periheldurchgang nicht mehr von der Nordhalbkugel der Erde beobachtet werden können.

Mondlose Zeit
 
Zur Beobachtung benötigen wir wieder einen dunklen und mondlosen Himmel. Diese Zeiten habe ich in Tabelle 2 zusammengestellt.

Tabelle 2: Mondlose Zeit
bis 15. Januar
30. Jan. bis 13. Feb.
28. Feb. bis  12. Mrz.
ab 18. März
Deep-Sky-Objekte
Der Hauptstern Kastor (Alpha-Geminorum) im Sternbild der Zwillinge befindet sich 4,5° nordnordwestlich von Pollux. Es handelt sich bei ihm um ein sechsfaches Sternsystem (siehe Abb.2). Der Hauptstern dieses Systems ist 200 Millionen Jahre alt und ist 51 Lichtjahre von uns entfernt. Er ist der zweithellste Stern in den Zwillingen und ist in einem Vierzöller bereits zweifach zu erkennen! Bei einer Vergrößerung von 114xWw sind beide Komponenten leicht getrennt sichtbar. Die sogenannten Komponenten A und B benötigen für einen Umlauf 420 Jahre. In der griechischen Mythologie war Kastor der sterbliche der von Zeus an den Sternhimmel versetzten Zwillingsbrüder.


Kastor als Summebild aus 1000 Einzelbilder an einem Vierzöller (1:10) plus 2x Barlowlinse; © Andreas Kaczmarek

Das folgende Objekt finden wir indem wir unser Teleskop von der gedanklichen Verbindungslinie η-Gem und Stern 1 1,3° in Richtung Norden schwenken. Hier finden wir schon mit einem 10 x 50 Fernglas den schönen offenen Sternhaufen M 35, den Philippe Loys de Chéseaux bereits 1745 entdeckt hat. Er ist 2800 Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von 24 Lichtjahren. Entstanden ist er vor etwa 100 Millionen Jahren. Nur 24 Bogenminuten südwestlich befindet sich der offene Sternhaufen NGC 2158, der fünfmal weiter von uns entfernt ist und 10-mal mehr Sterne beherbergt. M 35 ist in einem 12 x 50 Fernglas als milchiger Fleck zu sehen. In meinem 60mm Refraktor war er bei V=26x etwas länglich und in Einzelsterne aufgelöst sichtbar.


M 35 & NGC 2358; © Andreas Kaczmarek
Wenn wir mit einem 8-Zöller noch kurz in dieser Gegend verweilen, können wir direkt auf der Verbindungslinie von η-Gem nach μ-Gem den Supernovarest IC 443 finden, den Max Wolf am 25. September 1892 entdeckt hat. Er ist 5000 Lichtjahre von uns entfernt und bei einer Vergrößerung von 31xWw+OIII (-Filter) ist er an dunklen Beobachtungsplätzen relativ hell und man kann sehr schön seine bogenförmige Form erkennen, die eingebettet in drei lichtschwachen Sternen ist.
Das nächste Objekt finden wir indem wir von δ-Gem ausgehend in südöstliche Richtung ein Dreieck aus den Sternen 56, 61 und 63 aufsuchen. Wenn wir östlich der Verbindungslinie von 61 und 63 bereits ein relativ helles „Sternchen“ erkennen, sind wir bereits am Ziel! Hier erkennen wir den planetarischen Nebel NGC 2392 – auch Eskimonebel genannt. Er wurde am 17. Januar 1787 von Wilhelm Herschel entdeckt und ist 3000 Lichtjahre von uns entfernt. Er ist vor 10.000 Jahren aus einem sterbenden, sonnenähnlichen Stern entstanden, der durch eine Eruption seine äußere Gashülle abgestoßen hat und mittlerweile einen Durchmesser von 0,7 Lichtjahren hat. Der verbliebene Zentralstern hat eine Temperatur von 40.000 Kelvin und regt so den Nebel zum Leuchten an. Bereits mit einem 60mm Refraktor ist er bei V=91x als kleiner, runder Fleck zu erkennen. Bei einer Vergrößerung von 208xWw+OIII (-Filter) ist im Achtzöller das „Gesicht“ zu erkennen! Noch deutlicher wird das natürlich bei V=298xWw im 16-Zöller.


NGC 2392;© Andreas Kaczmarek
Den folgenden planetarischen Nebel finden wir mit einem Achtzöller ausgehend vom Stern β im Sternbild Kleiner Hund. Von hier schwenken wir das Teleskop über den Stern γ-CMi nördlich bis zum Stern 6, der sich noch im Kleinen Hund befindet. Nur 1,3° weiter nördlich finden wir wieder in den Zwillingen den Medusanebel Abell 21, der 1955 von George Abell am Palomar Observatorium entdeckt wurde und 1500 Lichtjahre von uns entfernt ist. Er ist ein schon älteres Objekt, welches bereits einen Durchmesser von 5,9 x 4,6 Lichtjahre hat. Im Achtzöller ist er bei V=40xWw+OIII (-Filter) als relativ großer und mittelheller Nebel, mit einer runden Form sichtbar. Nur indirekt ist auch eine Sichelform sichtbar.


Abell 21; © Andreas Kaczmarek
Rund 4,3° westlich vom Stern β-Gem (Pollux) finden wir den 3m8 hellen Stern ι-Gem. Von hier sind es nur 1,7° in nördliche Richtung und wir sind bei unserem letzten Deep-Sky-Objekt für den heutigen Abend. Es ist der planetarische Nebel NGC 2371-2, der am 12. März 1785 von Wilhelm Herschel entdeckt wurde und 4300 Lichtjahre von uns entfernt ist. Mit meinem Achtzöller ist er bei einer Vergrößerung von 83xWw+UHC (-Filter) relativ lichtschwach mit einem hellen Zentralstern.


NGC 2372/72; © Andreas Kaczmarek
Wie immer wünsche ich allen wieder viel Spaß beim Aufsuchen und Beobachten der von mir beschriebenen Ereignisse und Objekte!

Tabelle 3: Die im Text beschriebenen Deep-Sky-Objekte in den Sternbildern Dreieck und Widder
Objekt
RA
Dekl.
Dimension
Mag.
Art
Kastor
M 35
NGC 2371-2
NGC 2392
IC 443
Abell 21
07h35m
06h10m
07h27m
07h31m
06h18m
07h30m
+31°53´
+24°20´
+29°27´
+20°52´
+22°47´
+13°12´
4“
40´
72 x 54“
48 x 42“
50 x 40´
12,4 x 8,5´
1m9 / 2m9
5m0
11m2
9m2

10m2
DS
OH
PN
PN
SNR
PN
Aufsuchkarten entstanden mit den Programmen Guide 9.1 und Sky Safari
Abb.2 stammt von Wikipedia.
Volkssternwarte Langwedel e.V.
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Vorsitzender:
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Tel. 0152 / 55662836
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