2. Himmelsquartal - Volkssternwarte Langwedel

Northern Lights
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Das zweite Himmelsquartal 2024
Fünf Kleinplaneten in Opposition / Komet 12P/Pons-Brooks im Perihel

Sternhimmel
Hoch im südlichen Meridian finden wir nun wieder bei Anbruch der Dunkelheit das Sternbild Löwe mit seinem Hauptstern Regulus. Südöstlich vom Löwen befindet sich die Jungfrau mit ihrem hellen Hauptstern Spica. Nordöstlich von Spica sehen wir den hellen Hauptstern Arkturus im Sternbild Bootes. Diese drei hellen Sterne bilden zusammen auch das sogenannte Frühlingsdreieck, welches mit seiner Spitze (Regulus) zu den Wintersternbildern zeigt, die sich allesamt bereits im Westteil des Himmels befinden. Innerhalb des Frühlingsdreiecks befindet sich das unscheinbare Sternbild Haar der Berenice, das größtenteils aus dem offenen Sternhaufen Melotte 111 gebildet wird, den man mit einem 10x50 Fernglas sehr schön erkunden kann. Nördlich des Löwen sehen wir den kleinen Löwen und im Zenit den Großen Bären in dem sich der Große Wagen befindet. Südlich von Löwe und Jungfrau sehen wir die kleinen und unscheinbaren Sternbilder Becher und Rabe. Knapp südlich von ihnen schlängelt sich die Wasserschlange über dem südlichen Horizont. Knapp oberhalb des Osthorizonts erkennen wir bereits die ersten Vorboten des kommenden Sommers. Allen voran das Sternbild Herkules mit seinem hellen Kugelhaufen M 13. Aber auch Wega in der Leier tief im Osten ist nicht zu übersehen. Kurz vor ihrem tiefsten Stand ihres Jahreslaufs findet man die Kassiopeia knapp über dem Nordhorizont. Web-Stellarium
Der Mond - Geheimnisvoller Begleiter unserer Erde
Meteore
Dieser recht lichtschwache Sternhimmel wird vom 19. April bis 28. Mai von den Sternschnuppen der Eta-Aquariden verziert, die ihren Radianten (Ursprungsort) im Wassermann südlich des Pegasus haben werden. Aus diesem Grund ist die beste Beobachtungszeit am Morgenhimmel in südöstliche Richtung. Besonders gut sind sie deswegen auch in Südeuropa sichtbar! Ihr Maximum werden sie am Morgen des 6. Mai mit einer ZHR von 60 bis 70 Objekten pro Stunde haben! Es handelt sich bei ihnen um schnelle Meteore, die mit 60 km/s in die Atmosphäre eindringen und dabei lange Leuchtspuren an den Himmel zeichnen. Sie stammen aus der Trümmerwolke, die der bekannte Komet 1P/Halley erzeugt hat.
Vom 22. Juni bis 2. Juli besteht die Chance Sternschnuppen der Juni-Bootiden zu sehen, die scheinbar aus dem nördlichen Teil des Sternbilds Bärenhüter kommen. Ihr Maximum mit einer variablen ZHR findet in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni statt. In den Jahren 1998 und 2004 konnten Fallraten von 100 Objekten pro Stunde beobachtet werden! Ihren Ursprung haben sie im Kometen 7P/Pons-Winnecke.
Das Maximum der Lyriden am 23. April fällt leider dem fast vollen Mond zum Opfer.

Planetoiden
Insgesamt fünf Planetoiden erreichen im zweiten Himmelsquartal mit einer Helligkeit von mindestens 10m0 ihre Opposition. Als erstes erreicht (532) Herculina diese Position am 8. April im Sternbild Bärenhüter. Sie wurde am 20. April 1904 von Max Wolf in Heidelberg entdeckt und hat einen Durchmesser von 167 Kilometer. Am 22. April wird (6) Hebe im Sternbild Jungfrau in Opposition stehen. Sie wurde am 1. Juli 1847 von Karl-Ludwig Hencke in Friedeberg entdeckt und hat einen Durchmesser von 185 Kilometer. Benannt wurde sie nach der griechischen Göttin der Jugend. (2) Pallas wurde am 28. März 1802 von Heinrich-Wilhelm Olbers in Bremen entdeckt und hat einen Durchmesser von 582 x 556 x 500 Kilometer! Sie steht am 17. Mai im Sternbild Herkules in Opposition und ist benannt nach der Göttin Pallas Athena. Am 3. Juni finden wir (43) Ariadne im Schlangenträger in Opposition. Sie wurde am 15. April 1857 von Norman Robert Pogson in Oxford entdeckt und hat einen Durchmesser von 72 Kilometer. Benannt wurde sie nach einer Figur der griechischen Mythologie. (42) Isis wurde am 23. Mai 1856 ebenfalls von Norman Robert Pogson in Oxford entdeckt und hat einen Durchmesser von 111 Kilometer. Am 28. Juni wird sie nun im Sternbild Schütze in Opposition stehen. Benannt wurde sie nach der ägyptischen Göttin. Alle wichtigen Daten zur Auffindung der beschriebenen Kleinplaneten habe ich in Tabelle 1 zusammengefasst.

Tabelle 1: Daten der im Text beschriebenen Planetoiden
Planetoid
Datum
RA
Dekl.
Mag.
Konst.
(2) Pallas


(6) Hebe


(42) Isis


(43) Ariadne


(532) Herculina
10.05.
15.05
20.05.
15.04.
20.04.
25.04.
20.06.
25.06.
30.06.
01.06.
05.06.
10.06.
05.04.
10.04.
15.04.
16h36m
16h32m
16h28m
14h39m
14h35m
14h31m
18h40m
18h36m
18h31m
16h48m
16h44m
16h39m
13h57m
13h53m
13h49m
+24°51´
+25°31´
+26°02´
+06°50´
+07°25´
+07°56´
-25°58´
-26°37´
-27°15´
-24°08´
-23°48´
-23°22´
+18°20´
+18°46´
+19°03´
8m9
9m0
9m0
9m9
9m9
9m9
9m7
9m5
9m4
9m2
9m2
9m3
9m1
9m1
9m1
Her
 
 
Vir
 
 
Sgr
 
 
Oph
 
 
Boo
Kometen
Der bereits im ersten Himmelsquartal beschriebene Komet 12P/Pons-Brooks wird nun am 21. April mit einer angenommenen Helligkeit von 4m5 sein Perihel durchlaufen. Leider erreicht er seine Erdnähe erst am 2. Juni, wenn er sich bereits am Südhimmel befindet und von uns aus unter dem Horizont steht. Denn kurz nach dem Periheldurchgang verschwindet er auf die Südhalbkugel (siehe Abb. 1). Da er mittlerweile viermal einen Ausbruch hatte, wird angenommen, dass er eventuell sogar eine etwas größere Helligkeit zum Perihel erreichen könnte als berechnet! Eventuell wird er mit dem bloßen Auge sichtbar werden. Auf jeden Fall wird er aber ein schönes Fernglasobjekt! Er wurde 1812 von Jean-Louis Pons entdeckt und 1883 von William Brooks wiederentdeckt. In 71 Jahren wandert er einmal um die Sonne. Am 20. Juli 2023 wurde der Komet vom ungarischen Astronomen Elek Tamás mit einer Helligkeit von 11m6 während eines seiner Ausbrüche wiederentdeckt. Eigentlich sollte er zu diesem Zeitpunkt nur eine Helligkeit von 16m6 haben! Im April wandert er nun vom Widder rasch in den Stier, wo er dann kurz darauf unter dem Horizont verschwinden wird. Für diejenigen unter uns, die sich zufälligerweise am 8. April in den USA aufhalten und die dortige totale Sonnenfinsternis beobachten, ergibt sich ein sehr seltenes Schauspiel, wenn während der Totalität nur 27° von der Sonne entfernt und in der Nähe des erscheinenden Jupiter auch der Komet 12P/Pons-Brooks sichtbar wird! In Tabelle 2 habe ich für die Beobachtung wichtige Daten zusammengefasst.

Tabelle 2: Daten des beschriebenen Kometen 12P/Pons-Brooks im April 2024
DatumRADekl.Mag.Konst.
01.04.
05.04.
10.04.
15.04.
20.04.
02h14m
02h31m
02h51m
03h10m
03h28m
+22°42´
+20°15´
+17°01´
+13°38´
+10°09´
5m1
4m8
4m6
4m5
4m4
Ari
Ari
Ari
Ari
Tau
Mondlose Beobachtungszeit
Auch diesmal benötigen wir natürlich wieder zur Beobachtung der Deep-Sky-Objekte im Haar der Berenice einen dunklen und mondlosen Sternhimmel. Diese Zeiträume habe ich in Tabelle 3 zusammengestellt.

Tabelle 3: Mondlose Zeit
bis 11. April
28. April bis 9. Mai
27. Mai bis 11. Juni
ab 28. Juni
Deep-Sky-Objekte
Unser erstes Objekt auf unserer heutigen Deep-Sky-Tour finden wir nur 57 Bogenminuten nordöstlich vom Stern α-Com (Diadem) bereits an einem dunklen Beobachtungsplatz mit einem 10x50 Fernglas! Es ist der Kugelsternhaufen M 53 im Sternbild Haar der Berenice, der am 3. Februar 1775 von Bode entdeckt wurde. Er ist rund 60.000 Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von 200 Lichtjahren. Es handelt sich um ein sehr altes Objekt von 13,25 Milliarden Jahren! In meinem Achtzöller sind bei einer Vergrößerung von 80x indirekt bereits die Randzonen aufgelöst zu sehen.  Nur 58 Bogenminuten südöstlich von M 53 finden wir den Kugelsternhaufen NGC 5053, der am 14. März 1784 von Wilhelm Herschel entdeckt wurde. Es handelt sich um einen sehr lockeren Kugelsternhaufen mit nur 3.500 Mitgliedsternen, die auf einen Raum von nur 160 Lichtjahren verteilt sind und 53.500 Lichtjahre von uns entfernt sind. Mit einem 17,5-Zöller war er bei einer Vergrößerung von 105xWw ein bei indirektem Sehen bis zum Kern auflösbarer Haufen, der relativ schwach war.
Rund 7,2° östlich vom Stern β-Leo (Denebola) kommen wir zur Galaxie M 99, die am 15. März 1781 von Pierre Méchain entdeckt wurde und 49 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist. Sie hat einen Durchmesser von etwa 90.000 Lichtjahren und ist vor 750 Millionen Jahren von der Galaxie M 98 mit einer Geschwindigkeit von 1125 km/s relativ nah passiert worden, wobei ihr viel Wasserstoff entrissen wurde und sich eine auffällige Struktur in Form eines großen Spiralarms gebildet hat, die man auch in etwas größeren Amateurteleskopen wahrnehmen kann! Im Achtzöller ist diese Galaxie bei V=57xWw ein relativ heller, großer und ovaler Fleck. Im 17,5-Zöller waren bei ihr bei einer Vergrößerung von 167xWw zwei Spiralarme sichtbar, wovon der südliche am südwestlichen Ende eine Verdichtung hatte und etwas aufgefächert wirkte und der nördliche Arm diffus war.  


Fernrohrzeichnung; © Andreas Kaczmarek
Nur 1,7° nordöstlich von M 99 finden wir die face-on Galaxie M 100, die ebenfalls am 15. März 1781 von Pierre Méchain entdeckt wurde und 55 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist. Sie hat einen Durchmesser von 120.000 Lichtjahren und ist Mitglied des großen Virgo-Galaxienhaufens und ist an seinem nördlichen Rand platziert. Schon mit meinem Achtzöller ist sie bei V=40xWw eine relativ große und helle Galaxie, bei der zum Kern hin die Helligkeit schnell ansteigt.
Rund 2,6° westlich des Sterns β-Com finden wir mit der Galaxie NGC 4889 das Zentrum des Coma-Galaxienhaufens, auch mit der Katalognummer Abell 1656 bekannt. Es handelt sich um einen Galaxienhaufen mit etwa 1000 Mitgliedern in einer Entfernung von durchschnittlich 300 Millionen Lichtjahren, wo sich die Mitglieder auf einen Raum von 20 Millionen Lichtjahren Durchmesser verteilen. Am Sternhimmel ist es ein Gebiet von 3 x 5° Durchmesser! Bei der Hauptgalaxie NGC 4889 handelt es sich um eine elliptische Riesengalaxie mit einem Durchmesser von 235.000 Lichtjahren neben der unsere Milchstraße wie ein Zwerg wirken würde, die 289 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist. Sie wurde am 11. April 1785 von Wilhelm Herschel entdeckt und in ihrem Zentrum wurde 2019 das bisher größte schwarze Loch mit 21 Milliarden Sonnenmassen entdeckt! Mit meinem Achtzöller ist NGC 4889 bei V=83xWw klein, oval und schwach und mit NGC 4874 in einem Gesichtsfeld zu sehen. NGC 4874 ist 321 Millionen Lichtjahre entfernt und wurde am 5. Mai 1864 vom deutsch-dänischen Astronomen Heinrich Ludwig d´Arrest entdeckt. In ihrem Umfeld können mit Großteleskopen 30.000 Kugelsternhaufen beobachtet werden! Im Achtzöller ist sie bei V=83xWw klein, rund und hell. Des Weiteren können in der Umgebung unter anderem die Galaxien NGC 4895 und NGC 4921 mit dem Achtzöller beobachtet werden. NGC 4895 ist eine Galaxie in 380 Millionen Lichtjahren Entfernung, die ebenfalls am 5. Mai 1864 von d´Arrest entdeckt wurde und NGC 4921 ist 246 Millionen Lichtjahre entfernt und hat einen Durchmesser von 175.000 Lichtjahre. Sie wurde am 11. April 1785 von Wilhelm Herschel entdeckt. Beide Galaxien sind im Achtzöller bei einer Vergrößerung von 83xWw sehr lichtschwach, rund und klein, wobei NGC 4895 einen hellen Kernbereich hat. Beide sind am besten bei indirektem Sehen sichtbar.
Ich wünsche wieder viel Spaß beim Aufsuchen und Beobachten der von mir beschriebenen Ereignisse und Objekte!

Tabelle 4: Die im Text beschriebenen Deep-Sky-Objekte im Haar der Berenice
Objekt
RA
Dekl.
Dimension
Mag.
Art
M 53
M 99
M 100
NGC 5053
A 1656
13h13m
12h19m
12h23m
13h16m
13h00m
+18°10´
+14°25´
+15°49´
+17°42´
+27°59´
12,6´
5,3 x 4,6´
7,5 x 6,1´
10´
7m7
9m7
9m3
9m0
KH
G
G
KH
GH
Merke: Die Aufsuchkarten entstanden mit Guide 9.0 und Sky Safari.
Volkssternwarte Langwedel e.V.
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Vorsitzender:
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Tel. 0152 / 55662836
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