4. Himmelsquartal - Volkssternwarte Langwedel

Northern Lights
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Das vierte Himmelsquartal 2023
Venusbedeckung durch den Mond / Partielle Mondfinsternis

Sternhimmel
Hoch im Meridian finden wir nun wieder das Pegasusquadrat. Nach Osten hin sehen wir die Sternenkette der Andromeda mit dem schon mit bloßem Auge sichtbaren Andromedanebel. Das mit 2,5 Millionen Lichtjahren Entfernung entfernteste mit unbewaffneten Augen sichtbare Objekt. Sämtliche Sommersternbilder haben sich mittlerweile in den Westteil des Himmels zurückgezogen. Die nun früh einsetzende Dämmerung ermöglicht es aber noch einen letzten Blick auf Schwan, Adler und Leier zu werfen. Vor allem auch der Kepheus ist durch seine zirkumpolare Position noch weit ins vierte Quartal sichtbar. Fast im Zenit können wir auch wieder einen ungestörten Blick auf die Kassiopeia mitten in der Milchstraße werfen. Ihr folgt nach Nordosten hin der Perseus und die ersten Vorboten des Winters. Allen voran der Stier und der Fuhrmann. Südlich der Andromeda finden wir die kleinen und unscheinbaren Sternbilder Dreieck und Widder. An einem dunklen Himmel am Stadtrand oder auf dem Lande können wir auch ohne Probleme die Fische und südlich hiervon auch den Walfisch sehen. Etwas über dem Meridian hinaus, aber auf gleicher Deklination wie der Walfisch steht nun bereits der Wassermann. Insgesamt also ein recht lichtschwacher Herbsthimmel, der uns aber wieder einen Blick hinaus in den Weltraum bietet, wo sich viele Galaxien tummeln. Web-Stellarium
Der Mond - Geheimnisvoller Begleiter unserer Erde
Meteore
Dieser recht lichtschwache Sternhimmel wird von Anfang Oktober bis Anfang November von den Sternschnuppen der Orioniden verziert, die ihr Maximum am 22. Oktober mit einer ZHR von 25 bis 30 Objekten pro Stunde haben werden. Sie stammen vom berühmten Kometen 1P/Halley und sind mit einer Eintrittsgeschwindigkeit von 65 km/s sehr schnelle Objekte!
Vom 6. bis 10. Oktober sind dann die Oktober-Draconiden oder auch Giacobiniden aktiv, die scheinbar aus dem Sternbild Drache kommen. Ihr Maximum findet am 9. Oktober statt. Ihren Ursprung haben sie im Kometen 21P/Giacobini-Zinner und ihre Häufigkeit schwankt stark. Die Staubwolke hat sich mittlerweile stark verteilt, wodurch es vielleicht zu Überraschungen kommen kann. Mit einer Eintrittsgeschwindigkeit von 21 km/s sind es recht langsame Objekte.
Die Leoniden, die vom 13. bis 30. November aktiv sind, scheinen aus dem Löwen zu kommen. Sie werden ihr Maximum am 18. November mit einer ZHR von 10 bis 15 Objekten pro Stunde haben. Ihren Ursprung haben sie im Kometen 55P/Tempel-Tuttle und mit einer Eintrittsgeschwindigkeit von 70 km/s sind es sehr schnelle Objekte!
Schließlich sind vom 7. bis 17. Dezember noch die Geminiden aktiv, die scheinbar aus dem Sternbild Zwillinge kommen. Sie werden ihr Maximum am 14. Dezember mit einer ZHR von 150 Objekten pro Stunde haben und somit ergiebiger sein als die im August sichtbaren Perseiden! Ihren Ursprung haben sie im Asteroiden (3200) Phaeton, der anscheinend ein ursprünglicher Komet zu sein scheint. Es handelt sich bei ihnen mit einer Eintrittsgeschwindigkeit von 35 km/s um relativ langsame Objekte, die teilweise aber sehr hell sind.

Planeten
Unser innerer Nachbarplanet Venus ist nun seit Ende August wieder „Morgenstern“ und ihr scheinbarer Durchmesser verringert sich im vierten Quartal von anfangs 30,5“ auf 14,3“ am Ende des Quartals. Im gleichen Zuge geht ihre Helligkeit aber von -4m7 auf -4m0 zurück. Ein besonderes Ereignis findet am Tageshimmel des 9. November statt, wenn die abnehmende Sichel des Mondes die Venus bedecken wird! Um 10h47m22s MEZ beginnt hierbei in Bremen das 20,4“ große Venusscheibchen hinter der Mondsichel zu verschwinden. Gegen 11h59m22s MEZ taucht sie dann auf der unbeleuchteten Seite der Mondsichel wieder auf. Das Verschwinden bzw. das Erscheinen dauert jeweils ca. 75 Sekunden (siehe Abbildung).
Der größte Planet unseres Sonnensystems Jupiter wird am 3. November im Sternbild Widder in Opposition stehen. Seine Helligkeit beträgt dann -2m9 und sein Äquatordurchmesser 49,5“. Dadurch, dass sein Poldurchmesser nur 46,3“ beträgt, ist er bereits in einem Vierzöller deutlich abgeplattet zu sehen. Ursache hierfür ist seine schnelle Rotation von weniger als 10 Stunden, was an seinem Äquator sehr große Fliehkräfte entstehen lässt. Am 1. November ist er dann bereits mit 596 Millionen Kilometer in Erdnähe. Schon mit einem kleinen Amateurfernrohr kann man seine vier hellsten Monde beobachten, wie sie ihre Runden um den Gasplaneten ziehen und schon mit einem Vierzöller kann man den großen roten Fleck – ein riesiger Wirbelsturm vom 1,5fachen des Erddurchmessers - in seiner Atmosphäre erkennen!
Am 13. November steht dann der Gasplanet Uranus ebenfalls im Sternbild Widder in Opposition. Mit einer Helligkeit von 5m6 und einem scheinbaren Durchmesser von 3,8“ ist der grünliche Planet dann rund 2,8 Milliarden Kilometer von uns entfernt! In Teleskopen ab einer Öffnung von 30cm sind dann auch seine vier hellsten Monde Titania, Umbriel, Oberon und Ariel als lichtschwache Punkte visuell zu sehen.
Der Ringplanet Saturn beendet am 4. November seine Oppositionsschleife, wird mit 0m8 deutlich lichtschwächer und verlegt seine Untergänge auf die erste Nachthälfte.

Planetoiden
Fünf Kleinplaneten werden während ihrer Opposition in diesem Quartal mindestens eine Helligkeit von 10m0 erreichen. Den Anfang wird (29) Amphitrite am 2. Oktober in den Fischen machen. Sie wurde am 1. März 1854 von Albert Marth in London entdeckt und hat einen Durchmesser von rund 190 Kilometer. Sie benötigt etwa vier Jahre, um einmal um die Sonne zu kommen und wurde nach einer griechisch/römischen Meeresgöttin benannt. (21) Lutetia wird am 3. November im Sternbild Widder in Opposition stehen. Sie wurde am 15. November 1852 von Hermann Mayer Salomon Goldschmidt in Paris entdeckt und hat die Abmessungen 121x101x75 Kilometer. Sie benötigt 3,85 Jahre einmal um die Sonne und wurde nach dem keltischen Namen für Paris benannt. Am 5. November wird (18) Melpomene im Eridanus in Opposition stehen. John Russel Hind fand sie am 24. Juni 1852 in London auf. Mit rund 140 Kilometer Durchmesser benötigt sie 3,5 Jahre einmal um die Sonne. Benannt wurde sie nach der Muse der tragischen Dichtung und des Trauergesangs. (4) Vesta erreicht ihre Opposition dann am 21. Dezember im Orion und kann bei einer Oppositionshelligkeit von 6m5 problemlos mit einem 10x50 Fernglas aufgefunden werden! Sie wurde am 29. März 1807 von Wilhelm Olbers in Bremen aufgefunden und hat einen Durchmesser von 516 Kilometer. Sie benötigt 3,63 Jahre einmal um die Sonne und wurde nach der römischen Göttin von Heim und Herd benannt. Schließlich wird (9) Metis am 22. Dezember in den Zwillingen in Opposition stehen. Sie wurde am 25. April 1848 von Andrew Graham in Sligo (Irland) entdeckt und hat einen Durchmesser von 190 Kilometer. Rund 3,6 Jahre benötigt sie um die Sonne und wurde nach der Mutter der Pallas benannt.

Tabelle 1: Daten der im Text beschriebenen Planetoiden
Planetoid
Datum
RA
Dekl.
Mag.
Konst.
(4) Vesta


(9) Metis


(18) Melpomene


(21) Lutetia


(29) Amphitrite

15.12.
20.12.
25.12.
15.12.
20.12.
25.12.
30.10.
05.11.
10.11.
30.10.
05.11.
10.11.
25.09.
05.10.
10.10.
06h06m
06h00m
05h55m
06h13m
06h07m
06h01m
03h14m
03h09m
03h05m
02h41m
02h34m
02h30m
00h36m
00h26m
00h22m
+20°15´
+20°28´
+20°41´
+26°48´
+27°08´
+27°26´
-03°14´
-03°56´
-04°21´
+11°44´
+11°24´
+11°09´
+05°52´
+05°22´
+05°07´
6m6
6m5
6m5
8m6
8m4
8m4
8m0
8m0
8m1
10m0
10m0
10m2
9m0
8m9
9m0
Ori


Gem


Eri


Ari


Psc
Ereignisse
Am 28. Oktober wird sich im Sternbild Widder rund 6,3° nordwestlich vom Jupiter am Südosthimmel eine partielle Mondfinsternis ereignen. Noch kurz vor Ende der Sommerzeit wird der Mond hierbei 12,7% in den Kernschatten der Erde eintreten.

Eintritt in den Kernschatten: 21.35 MESZ
Mitte der Finsternis: 22.14 MESZ
Austritt aus dem Kernschatten: 22.53 MESZ


Mondlose Zeit
Für unsere Deep-Sky-Tour benötigen wir wieder einen dunklen und mondlosen Himmel. Diese Zeiten habe ich wieder in Tabelle 2 zusammengestellt.

Tabelle 2: Mondlose Beobachtungszeit
5. bis 20. Oktober
4. bis 18. November
3. bis 17. Dezember
Deep-Sky-Objekte
Unsere heutige Deep-Sky-Tour soll uns in die kleinen Herbststernbilder Dreieck und das benachbarte Sternbild Widder führen. Mit einem 10x50 Fernglas schwenken wir 4,3° ostnordöstlich von α-Tri ausgehend und finden dort dann, wenn wir uns an einem dunklen Beobachtungsplatz befinden, ein großes, ovales und diffuses Wölkchen. Hierbei handelt es sich um die uns benachbarte Galaxie M 33, die bereits 1654 von Giovanni Battista Hodierna entdeckt wurde und an richtig dunklen Beobachtungsplätzen bereits mit den bloßem Auge zu sehen ist! Sie gehört zu den drei großen Hauptgalaxien der lokalen Gruppe. Mit einem Durchmesser von 55.000 Lichtjahren ist sie nach der Andromedagalaxie und der Milchstraße das drittgrößte Objekt und und ist 2,76 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Insgesamt sind 17 HII-Regionen in ihr bekannt, wovon in meinem 16-Zöller bei einer Vergrößerung von 230xWw 14 katalogisierte Regionen visuell beobachtet werden können. Die größte HII-Region NGC 604 ist mit einem Durchmesser von 1.500 Lichtjahren die größte bekannte ihrer Art! Außerdem können dann drei Spiralarme wahrgenommen werden! In meinem Achtzöller kann man bei V=31xWw eine gewisse S-Form erkennen und sogar bereits die HII-Region NGC 604! Neben einem guten Fernglas kann sie bereits in einem 60mm Refraktor bei V=26x zusammen mit einem  großen Sternendreieck gesehen werden, wo sie zwischen den südlichen beiden Sternen als ein diffuser Fleck zu sehen ist.
Etwa 2° östlich von γ-Tri finden wir die Galaxie NGC 925. Sie wurde am 13. September 1784 von William Herschel entdeckt und ist 30 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Mit einem Durchmesser von 100.000 Lichtjahren hat sie die gleichen Ausmaße wie unsere Milchstraße. In meinem 16-Zöller ist sie bei einer Vergrößerung von 168xWw als helles, diffuses und ovales Objekt zu erkennen, wo bei indirektem Sehen ein Spiralarm zu sehen ist! In einem 17,5-Zöller war sie bei V=167xWw als helle, kleine Balkenspirale sichtbar.


NGC 925; © Andreas Kaczmarek
Für unser nächstes Beobachtungsobjekt schwenken wir unser Teleskop 2,2° von β-Tri in südwestliche Richtung bis wir bei ε-Tri ankommen. Von hier schwenken wir weitere 1,1° in westliche Richtung und kommen bei den Galaxien NGC 750/1 an. Hiervon wurde NGC 750 am 12. September 1784 von William Herschel und NGC 751 am 11. Oktober 1850 von Bindon B. Stoney entdeckt. Diese beiden elliptischen Galaxien haben einen Durchmesser von 100.000 Lichtjahren bzw. 95.000 Lichtjahren und sind 225 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Sie sind gravitativ  aneinander gebunden und ihre Kerne sind nur rund 32.600 Lichtjahre voneinander entfernt. In einem 17,5-Zöller waren die Kerne der beiden Galaxien getrennt sichtbar, aber die Objekte selbst verliefen noch ineinander. Sie waren relativ hell, oval und am besten indirekt zu sehen. Bei einer Vergrößerung von 167xWw war im gleichen Gesichtsfeld auch noch die kleine 15m0 Galaxie NGC 739 zu sehen.
Rund 1,6° südlich vom Stern β-Ari kommen wir zum Stern γ-Ari. Von hier schwenken wir unser Teleskop noch 1,4° in östliche Richtung und kommen zur Galaxie NGC 772, die am 29. November 1785 von Wilhelm Herschel entdeckt wurde. Sie hat einen gewaltigen Durchmesser von 240.000 Lichtjahren und ist 114 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Zusammen mit der Galaxie NGC 770 wurde sie von Halton Arp auch als Arp 78 katalogisiert. In einem Galaxienkatalog von ungewöhnlich geformter Galaxien. In meinem Achtzöller ist NGC 772 bei einer Vergrößerung von 83xWw als schwache Galaxie mit hellem Kern sichtbar, die relativ klein und rund ist. Nur 3,4´ südwestlich von NGC 772 finden wir die benachbarte Galaxie NGC 770, die am 3. November 1850 von R.J.Mitchell entdeckt wurde. Sie hat nur einen Durchmesser von 40.000 Lichtjahren, was weniger als die Hälfte unserer Milchstraße entspricht und ist ebenfalls 114 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Das Besondere an dieser Galaxie ist, dass der Kernbereich entgegengesetzt wie die Außenbereiche rotiert, was wohl durch die Gezeitenkräfte der benachbarten NGC 772 beeinflusst wird. Im 17,5-Zöller ist sie bei einer Vergrößerung von 300xWw als eine schwache, kleine Galaxie mit ovaler Form und einem hellen Kern zu sehen.


NGC 772;© Andreas Kaczmarek
Wie immer wünsche ich allen wieder viel Spaß beim Aufsuchen und Beobachten der von mir beschriebenen Ereignisse und Objekte!

Tabelle 3: Die im Text beschriebenen Deep-Sky-Objekte in den Sternbildern Dreieck und Widder
Objekt
RA
Dekl.
Dimension
Mag.
Art
M 33
NGC 750/1
NGC 770
NGC 772
NGC 925

01h34m
01h58m
01h59m
01h59m
02h27m

+30°40´
+33°13´
+18°57´
+19°00´
+33°35´

68,7 x 41,6´
1,6 x 1,3´
1,1 x 0,8´
7,5 x 4,3´
10,9 x 6,2´

6m2
13m0
14m0
11m1
10m6

G
G´s
G
G
G

Karten sind mit Guide 9.0 und Sky Safari entstanden.
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Vorsitzender:
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Tel. 0152 / 55662836
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